„Es ist nicht einfach zu verstehen, was sich derzeit an der schönen blauen Donau ereignet. Ungarn, einst Musterland unter den ehemaligen Ostblockländern, bekommt in den letzten Jahren immer düsterere Noten. Es ist die Rede von Populisten und gefährlichen Nationalisten, von einem „politischen Abenteurer“ und „Verführer“ an der Spitze des Landes, von Rassisten, Antidemokraten, ja von einem „Herrenvolk“, das sogar das Zeug zum Destabilisieren der ganzen Region haben soll.
Freunde, die Ungarn kennen, winken ab – ich soll mich nicht aufregen. Der deutsche Leser kann das alles schon einordnen. Das Skandalöse und die übertreibenden Schlagzeilen, die um Aufmerksamkeit buhlen in diesem Nachrichtendschungel, ziehe man schon ab, da bleibe nicht viel hängen. Ja sag ich, in der Berichterstattung über Innenpolitik mag das funktionieren, denn da gibt es jeden Tag zig Analysen und Meinungen – Raum genug für das Skandalöse, das Seriöse, das Dramatische und das Leichte, für das Falsche und das Korrekte. Wie soll das aber funktionieren bei Ländern, die eher selten und mit großen Pausen überhaupt in die Schlagzeilen kommen? Und dann just unter solch eintönigen Titeln wie „Ungarn unter der Fahne der Faschisten“ oder „In Ungarn gefährdet eine verantwortungslose und nationalistische Elite die Rechtsstaatlichkeit...”