„Trotz der wachsenden Kritik an seiner Amtsführung traf Orbán die Abwahl 2002 wie ein Schock. Ausgerechnet für die verhassten Sozialisten musste er nach nur vier Jahren die Regierungsbank räumen. „Das geht doch nicht, dass die Heimat in die Opposition muss“, empörte er sich damals. Acht lange Jahre sollte das „Martyrium“ des Protestanten in der Opposition währen, bevor ihn ein Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen endlich die lang ersehnte Rückkehr an die Schalthebel der Macht bescherte.
Der rechtsextremen Jobbik-Partei hat Rechtspopulist Orbán das Wasser weitgehend abgegraben: Nicht zuletzt wegen seines Konfrontationskurses zum Internationalen Währungsfonds und den Banken schwimmt der Ex-Dissident im eigenen Land auf einer Welle der Popularität. Statt sein Wahlvolk mit Sparmaßnahmen zu ärgern, schröpft Orbán vor allem ausländische Einzelhandels-Riesen, Telekommunikations-Konzerne und Banken mit neuen „Krisensteuern“. Budgetlöcher soll auch die Verstaatlichung des Rentensystems stopfen. Die Kritik, er schaffe mitten in der EU weißrussische Verhältnisse, ficht Orbán nicht an. „Ungarn ist kein Land, das an mangelndem Selbstbewusstsein leidet.“ Das meint er wohl mit aller Macht beweisen zu müssen.”