„Ungarische Abiturienten hingegen gehen zunehmend fort aus ihrer Heimat. Schuld daran - so sehen es viele - ist die Bildungsreform der nationalistischen Regierung von Viktor Orbán von Anfang des Jahres. Sie hat die ungarische Hochschullandschaft auf den Kopf gestellt.
Zu ihren umstrittensten Elementen gehört das, was Kritiker, darunter der ungarische Verband der Studentenvertreter, »Bindung an die Scholle« nennen: Studenten, die ein staatlich finanziertes Studium beginnen, müssen zukünftig nach ihrem Abschluss in Ungarn arbeiten - und zwar mindestens doppelt so lange, wie sie in Ungarn studiert haben. Die Regelung gilt ab Herbst.
Eine »verlorene Generation«, gefesselt an die heimische Scholle
Zehn, zwölf Jahre wären Juristen, Ärzte und andere gut ausgebildete Fachkräfte damit an ihr Heimatland gebunden. Wer dennoch ins Ausland geht, muss die Kosten seines Studiums zurückzahlen: Der Start in ein Arbeitsleben in einem anderen Land begänne mit Tausenden Euro Schulden.
Auf viele junge Ungarn wirkt der Plan, sie am Verlassen ihres Landes hindern zu wollen, angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit von gut 26 Prozent wie blanker Hohn. Ungarns Jugend zwischen 18 und 24 Jahren geht es bei der Arbeitssuche derzeit ähnlich schlecht wie ihren südeuropäischen Leidensgenossen.”