„Europa war und ist für mich eine Wertegemeinschaft. Darauf können wir stolz sein, sind es aber viel zu selten. Wir haben in Europa die höchsten Asylstandards der Welt. Niemals würden wir Menschen wegschicken, wenn sie unseren Schutz brauchen. Das ist in unseren Gesetzen und Verträgen festgeschrieben. Ich mache mir allerdings Sorgen, dass das immer weniger in unseren Herzen verankert ist.
Wenn wir über Migration sprechen, dann sprechen wir über Menschen, über Menschen wie Sie und mich – außer dass diese Menschen nicht so wie Sie und ich leben können, weil sie nicht das Glück hatten, in einer der reichsten und einer der stabilsten Regionen der Welt geboren zu sein. Wir sprechen über Menschen, die vor dem Krieg in Syrien fliehen müssen, vor dem IS-Terror in Libyen oder der Diktatur in Eritrea.
Es bereitet mir Sorgen, wenn ich die Ablehnung eines Teils der Bevölkerung gegenüber diesen Menschen sehe. In Brand gesetzte Flüchtlingslager, zurückgedrängte Boote, Gewalt gegen Asylbewerber oder nur das Wegschauen bei Not und Hilfsbedürftigkeit – das ist nicht Europa.
Es bereitet mir Sorgen, wenn Politiker von weit rechts und weit links einen Populismus nähren, der nur Groll, aber keine Lösungen hervorbringt. Hasstiraden und unbesonnene Äußerungen, die eine unserer größten Errungenschaften – die Reisefreiheit im Schengen-Raum und die Überwindung von Grenzen in seinem Inneren – in Gefahr bringen. Das ist nicht Europa.”